Von Bogotá aus haben wir uns ziemlich kurzfristig ein besonderes Abenteuer gebucht, nämlich einen Ausflug zum bunten Fluss Caño Cristales.
Begonnen hat dieses Abenteuer am Montag sehr zeitig in der Früh, bereits um 04.40 Uhr hat uns das Taxi von unserer Unterkunft in Bogotá abgeholt und nach einer rasanten Fahrt durch die noch ruhige, aber wirklich kalte Millionenstadt am Flughafen bei der Tür 2 des Inlandsterminals abgesetzt. Dort warteten bereits andere Leute mit Gepäck, mitten drinnen stand eine quirlige Frau mit einer langen Liste und hat Namen verlesen. Nach einiger Zeit war auch dann Christoph dran und sogleich hatten wir die erste Überraschung: Angelika stand nicht auf der Liste. Die Dame der Fluggesellschaft hat sie dann einfach dazu geschrieben, ein paar Leute zwischen den verschiedenen Charterfliegern herumgeschichtet und etwa eine Stunde später standen wir schon im Charterterminal gemeinsam mit 15 weiteren Leuten bereit zum Boarding für unser Flugzeug. In dem Augenblick wie wir zum Flieger gehen sollten, klingelte Christophs Telefon und unsere Kontaktperson von der Agentur, über die wir die Tour gebucht haben, fragt, wo wir denn bleiben – es sei alles bereit zum Abflug. Wir haben das Telefon an die nächststehende Mitarbeiterin des Charterfliegers weitergegeben und es folgten ein paar Minuten hektischen Telefonats. Alle anderen Passagiere unserer Gruppe durften schon einsteigen, wir mussten noch warten und unsere Nerven waren ordentlich angespannt. Umso erlösender war dann die Nachricht, dass wir doch einsteigen dürfen … anscheinend waren wir beim falschen Flieger angestellt, aber da unser Gepäck schon verladen war und auch Plätze im Flieger für uns vorgesehen waren, hätte es keinen Sinn gemacht, uns zu einem anderen Hangar zu bringen und von dort – mit einem anderen Flieger der gleichen Gesellschaft – fliegen zu lassen.
Die Stunde Flug verging dann sehr flott und gleich nach der Landung haben wir uns aus einigen unserer vielen Gewandschichten rausgeschält. Anders als in Bogotá, wo es in der Früh unter 10°C hatte, war es in La Macarena tropisch heiß. Die für Besucher obligatorische Registrierung am Flughafen ging sehr rasch, dann haben wir schnell unser Hotelzimmer bezogen und waren gleich unterwegs zum Einkaufen: Da im Nationalpark Caño Cristales Wegwerf-Plastikflaschen verboten sind, musste spontan eine Alternative her – wir haben uns beide für Aluflaschen mit einem Aufdruck vom Caño Cristales entschieden, da das somit gleich auch unsere Souvenirs für später sind.
Kurz danach sind wir auch schon zum Tourismuszentrum aufgebrochen, wo wir eine Einführung in die Regeln für den Nationalpark bekamen. Da das Ökosystem dort so sensibel ist, dürfen beispielsweise an jenen Tagen, wo man den Nationalpark besucht, kein Deo sowie keine Sonnencreme und kein Moskitospray benutzt werden.
Nach einer kurzen Wartezeit haben wir dann unsere Lunchpakete in Empfang genommen und sind gemeinsam mit fünf kolumbianischen Touristen und unserem Guide Jacobo durch die steppenartige Landschaft zum Caño Piedra gefahren. Dort konnten wir uns im kühlen Wasser abkühlen und haben einige kleine Stellen am Bach gesehen, wo die dort so berühmten roten und grünen Algen blühen und dem Wasser die rote Farbe geben. Den restlichen Nachmittag haben wir in einer nahen Finca mit Faulenzen in den Hängematten, kühlem Bier und einem Besuch des kleinen Zoos dort verbracht, in dem die Besitzer der Finca gefundene Tiere halten und aufpäppeln. Besonders gefallen haben uns dort die bunten Papageien sowie der Tulcan. Am Heimweg haben wir dann noch einen wunderschönen Sonnenuntergang erlebt und waren dann nach dem Abendessen froh, ins Bett zu fallen … der Start in diesen ersten Tag war doch sehr früh.
Am zweiten Tag sind wir dann zum Caño Cristales gefahren, gestartet haben wir leider erst um 10 Uhr herum, weil wir erst für dann Tickets bekommen haben. Der Zutritt zum Caño Cristales ist pro Tag auf etwa 450 Menschen limitiert, die zudem aus logistischen Gründen gestaffelt zum Parkeingang gebracht werden und dann dort auf unterschiedlichen Wegen unterwegs sind. Somit sind wir dann nach einem gemütlichen Frühstück von La Macarena mit dem Boot etwa 20 Minuten den Fluss hinuntergefahren und haben uns ein wenig wie vor 1,5 Jahren auf dem Sepik gefühlt. Nach der Bootsfahrt waren wir am Parkeingang, wo unsere Rucksäcke kontrolliert wurden (Sonnencreme- und Moskitosprayverbot!), dann sind wir auf Pickups aufgestiegen und ca. 30 Minuten einen sehr staubigen Weg zum Startpunkt unserer Wanderung gefahren. Die Wanderung selbst war mit etwa 6 km nicht sehr lang, aber die Hitze hat uns dennoch zu schaffen gemacht, auch weil es am Weg nur wenig Schatten gab – die am häufigsten dort vorkommende Pflanze war leider sehr klein, sie wächst aber auch nur etwa 1 cm pro Jahr. Jedenfalls war unser Gewand schon beim ersten Stopp am Cano Cristales um die Algenblüte die den Fluss rot und grün färbt, waren wir vom Schweiß vollkommen durchnässt.
Umso mehr haben wir uns gefreut, wie wir dann am Caño Cristales ankamen und eine schöne Strecke am bewachsenen und bewaldeten Flussufer entlang gehen konnten. Oder gekonnt hätten, weil wir vor lauter Faszination für diesen bunten Fluss die meiste Zeit erst wieder knapp am Fluss und somit in der Sonne gegangen sind. Die unterschiedlichen Stellen am Fluss sind unterschiedlich stark mit den rot blühenden Algen bewachsen, je nach Strömung und Wassertiefe. Am meisten haben uns der sogenannte Teppich, wo der Fluss wirklich wie von einem roten Teppich ausgelegt aussieht, und „Los Ochos“ gefallen, letzteres ist eine Steinformation, aus der das Wasser über Jahrhunderte und Jahrtausende große Löcher herausgewaschen hat.
Alle paar Meter hat uns zudem unser Guide Jacobo schöne Stellen gezeigt, wir haben jedenfalls massig Fotos gemacht – sowohl vom Flussufer aus wie auch dann beim Schwimmen und Schnorcheln an zwei gewissen Stellen im Fluss, die einerseits tief und breit genug und andererseits keinen oder kaum einen Bewuchs der roten Algen haben … der Schutz dieser besonderen Pflanze wird ganz groß geschrieben. Das ist auch ein Grund für die strengen Kontrollen (Sonnencreme etc) und die kleinen Gruppen (max. 7 Gäste pro Guide).
Als wir dann gegen 16 Uhr bei der ersten Unterkunft am Rückweg vom Caño Cristales zum Abholpunkt für die Pickup-Fahrt gegangen sind, war der Wasservorrat bei uns wie auch bei den meisten anderen schon fast aufgebraucht. Dementsprechend haben die zwei kleinen Verkaufsstände am Weg einen super Umsatz mit ihren kühlen Getränken gemacht.
Zurück im Hotel haben wir uns kurz ausgeruht, einige Liter Wasser getrunken und uns frisch gemacht – nach dem Abendessen stand noch eine Tanz- und Folklorevorführung der Llanera Kultur am Plan, danach sind wir zum Glück schnell eingeschlafen, da am nächsten Tag der Wecker – schon wieder – frühmorgens klingelte. Da wurden wir nämlich schon um 04:40 Uhr in der Früh von einem Mototaxi (in Asien würde man Tuktuk sagen) abgeholt, damit wir den Sonnenaufgang bei einem schönen Punkt in der Steppe anschauen können. Der Weg dorthin war abwechslungsreich, zuerst mit dem Tuktuk etwa 30 Minuten über unasphaltierte Wege, dann etwa 10 Minuten zu Fuß durch die noch stockfinstere Nacht. Danach haben wir ein kleines Boot bestiegen, das als Rollfähre die Strömung nutzt, um entlang eines gespannten Stahlseils den Fluss zu überqueren. Nach einem weiteren Fußmarsch auf eine Anhöhe waren wir dann perfekt zum Sonnenaufgang dort – ein wirklich schöner, wenn auch früher Start in unseren letzten Tag auf diesem Kurztrip.
Nach dem Sonnenaufgang sind wir weiter zum Caño Cristalitos gegangen, ein etwas kleinerer Fluss, der aber auch für die schönen Farben durch die rot blühenden Algen bekannt ist. Leider war dieser Teil ziemlich enttäuschend für uns, da der Wasserspiegel durch die schon sehr lange anhaltende Trockenheit rund um La Macarena so niedrig war, dass alles ausgetrocknet und die Pflanzen in Mitleidenschaft gezogen waren. Da wir zudem auch dort nicht schwimmen konnten, sind wir bald wieder umgedreht und zurück zu einer kleinen Finca nahe der Fähre gegangen, wo wir mit einem wirklich guten und wohlverdienten Frühstück belohnt wurden. Danach sind wir noch etwas in der Gegend dort herumgewandert und dann gegen mittags mit Boot und Mototaxi wieder retour nach La Macarena gefahren, wo wir gleich nach dem Mittagessen den Charterflieger zurück ins kalte Bogotá bestiegen haben.
Zusammenfassend können wir sagen, dass uns dieser Trip sehr gut gefallen hat, auch wenn er teuer und anstrengend war. Das Highlight war jedenfalls der Tag im Caño Cristales und irgendwie haben wir es schon etwas bereut, nicht doch die Variante mit 4 Tagen/3 Nächten gebucht zu haben, um noch einen zweiten Tag in den Caño Cristales zu fahren – vor allem auch, weil Caño Piedra (1. Tag) und Caño Cristalitos (2. Tag) nicht ganz so toll waren wie erhofft.
Tipps & Hinweise:
- Wir haben unsere Tour zum Caño Cristales über die Agentur Vimonta gebucht (3 Tage, 2 Nächte inkl. Flug ab/bis Bogotá, Übernachtung, Eintritte, Guide, Transfer, 3 Mahlzeiten am Tag für etwas mehr als 1,6 Mio. COP pro Person). Uns ist die Organisation etwas chaotisch vorgekommen, weshalb wir jetzt bei einem Trip dorthin wohl eher bei einer anderen Agentur buchen würden.
- Man kann sich einen Trip dorthin auch selbst organisieren, z.B. kurzfristig einen freien Platz in einem Charterflieger von Villavicencia übernehmen oder auf dem abenteuerlichen, aber laut Tourismusinfo in La Macarena sicheren Landweg von Neiva (Nähe Tatacoa-Wüste) oder Villavicencia anreisen. In diesem Fall muss man sich vor Ort dann selbst Unterkunft und Guide organisieren, was außerhalb von Hauptsaison/Schulferien/langen Wochenenden möglich sein sollte.
- In La Macarena haben wir einen Geldautomaten gesehen, wir würden dennoch ausreichend Bargeld mitbringen! Zudem unbedingt lange Hose, langärmeliges Shirt, Kappe/Hut/Halstuch, Sonnenbrille mitnehmen, da im Caño Cristales weder Sonnencreme noch Moskitospray verwendet werden dürfen. Gut sind auch eine wasserdichte Hülle für das Handy bzw. ein Drybag oder eine Actioncam für Unterwasserfotos sowie eine Schnorchelmaske.
2.264208
-73.794467
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen...