Bei den mysteriösen Gräbern von Tierradentro

Nach der „weißen Stadt“ Popayan hat es uns in die Berge der Provinz Valle de Cauca verschlagen, genauer gesagt nach Tierradentro in der Nähe des Dörfchens San Andrés de Pisimbalá. Dieser Ort war eigentlich nicht auf unserer Reiseroute – aber wir haben immer wieder über die sehr speziellen Sehenswürdigkeiten dort gehört und gelesen und wollten uns selbst ein Bild davon machen.

Tierradentro

Die Anreise von Popayan hat sehr problemlos geklappt und da wir in der Nebensaison und zudem noch unter der Woche unterwegs waren, war es auch einfach, eine Unterkunft zu finden. Die Hospedaje Tierradentro liegt direkt neben dem Eingang zum archäologischen Park, die Betreiberin ist eine absolut liebe ältere Frau, die seit über 40 Jahren in ihrem kleinen Laden ausgemachte Fruchtsäfte verkauft und zudem eine tolle Köchin ist – Angelika hat nach dem günstigen und guten (vegetarischem) Abendessen gemeint, dass sie hier in Kolumbien bisher noch nicht so gut gegessen hat.

Doch weg von der Kulinarik hin zu den Sehenswürdigkeiten: Gleich nach unserer Ankunft sind wir am frühen Nachmittag in den archäologischen Park von Tierradentro und haben uns kurz in den beiden Museen umgesehen. Dort haben wir sowohl eine kurze Einführung in die Funde und wenigen Erkenntnisse über die Tierradentro-Kultur bekommen, also über jenes Volk, das vor 2.000 bis 3.000 Jahren in dieser Gegend lebte, wie auch in einem volkskundlichen Museum interessantes über das jetzt dort ansässige Volk der Nasa erfahren.

Gleich danach ging es auf einem sehr gut instandgehaltenen Weg zu den beiden Ausgrabungsstätten Segovia und Duende, die nur etwa 20 bzw. 30 Minuten vom Museum entfernt liegen. An diesen beiden Plätzen wurden zahlreiche unterirdische Grabanlagen gefunden. Diese sind aufgrund ihrer Größe und der Zugänge einzigartig in Lateinamerika – mit ein Grund, warum die UNESCO den Park in den 1990er Jahren zum Weltnaturerbe ernannt hat.

Diese Gräber (Hypogäen) wurden vor etwa 2.000 bis 3.000 Jahren in bis zu fünf Metern Tiefe in den Stein gehauen und wurden zum Teil mit roter und/oder schwarzer Farbe bemalt, aber auch oft mit in Stein gehauenen Gesichter verziert – angesichts der damals verfügbaren nur sehr einfachen Werkzeuge eine bemerkenswerte Leistung. Die einzelnen Gräber haben meist eine ovale Form, oft in der Mitte zwei Säulen und Nischen am Rand oder Vertiefungen im Boden, wo menschliche Überreste (meist in Urnen) gefunden wurden.

Insgesamt wurden in der Gegend um Tierradentro etwa 100 solcher Gräber an mehreren verschiedenen Stellen entdeckt, allerdings sind nicht alle den Besuchern freigegeben. Wir haben an diesem ersten Nachmittag etwa 30 bis 40 dieser Gräber besucht und waren danach ganz schön fertig. Die zick-zack-förmigen oder spiralförmigen Stiegen sind zwar entweder gut erhalten oder wurden renoviert, aber dennoch ist es meist eine ganz schöne Kraxelei, da runter und wieder rauf zu kommen. Das tolle Abendessen war an diesem Tag jedenfalls verdient!

Am nächsten Tag konnten wir leider nicht ganz so viel unternehmen, wie wir vor hatten, weil der Park an jedem ersten Dienstag im Monat für Wartungsarbeiten geschlossen ist – und genau diesen Tag haben wir erwischt. Offen ist lediglich der Rundwanderweg auf den Berg Aguacate, wo auch Gräber gefunden wurden. Dieser Rundweg ist zwar nur 7 km lang, hat uns aber viele Schweißperlen gekostet, weil wir dabei etwa 500 Höhenmeter rauf und wieder runter zurückgelegt haben. Dennoch war es die Anstrengung jedenfalls wert, sowohl die tollen Ausblicke auf die Täler rundherum und die nahe Stadt Inza wie auch die kurzen Einblicke in das Leben der indigenen Bevölkerung, die in quer über die Bergrücken verstreuten Häusern lebt, war sehr interessant.

Nach einer Stärkung bei uns in der Unterkunft – natürlich wieder mit einem frischen Fruchtsaft – ging es dann weiter im Jeep und Minivan in Richtung der Tatacoa-Wüste, die viel feuchter war als gedacht. Doch mehr dazu im nächsten Beitrag.

 

Tipps für Nachahmer:

  • Anreise und Weiterreise:
    • Es gibt regelmäßige Busverbindungen von/nach Popayan (ca. 4 Stunden Fahrzeit): entweder direkt nach Tierradentro (Abfahrt in Popayan 10.30 Uhr, retour gibt es auch eine Verbindung täglich) oder mehrere Busse von/bis zur Abzweigung auf der Hauptstraße (Cruces San Andres), von wo es knapp 2 km zu Fuß zum Museum ist (mehrere Busse täglich, wir sind um 8 Uhr von Popayan weggefahren und haben 23.000 COP pro Person bezahlt).
    • Zwischen Tierradentro und La Plata fahren mehrmals täglich Fahrzeuge hin und her (13.000 COP pro Person, ca. 1,5 Stunden), La Plata ist mit Fahrzeugen/Bussen bspw. mit Neiva verbunden (zwischen 10.000 und 20.000 COP pro Person, ca. 2 Stunden), von Neiva kommt man einfach nach Bogotá oder in die Tatacoa-Wüste.
  • Unterkünfte gibt es einige in direkter Nähe des Museums, wir sind in der Hospedaje Tierradentro untergekommen und waren sehr zufrieden. 45.000 COP für ein Doppelzimmer mit eigenem Bad/WC sowie Warmwasser (Nebensaison), für 6.000 COP pro Person gibt es Frühstück und für 8.000 COP pro Person ein vegetarisches Abendessen – beides extrem gut und beinhaltet auch je einen frischen Fruchtsaft!
  • Eintritt in den archäologischen Park inkl. Museen kostet 25.000 COP pro Person und gilt für 2 Tage, die Mitarbeiter vor Ort sind sehr nett und geben gerne Auskünfte. ACHTUNG: Jeweils am ersten Dienstag im Monat sind Park und Museen wegen Wartungsarbeiten geschlossen!

Bei den höchsten Palmen der Welt – im Valle de Cocora

Nach einer entspannten Zeit in Pereira und den Thermalquellen ging es weiter nach Salento. Dieses kleine Dorf steht auf der Liste fast aller Reisenden in Kolumbien. Es ist vor allem bekannt als schönes, buntes Dorf und für das Valle de Cocora (Cocora Tal) mit den nur in dieser Gegend vorkommenden Wachspalmen, welche als die höchsten Palmen der Welt gelten.

Dass das Dorf bei ausländischen als auch kolumbianischen Touristen sehr beliebt ist, haben wir schon bei unserem ersten Spaziergang durch das Dorf gemerkt. Es gibt an jeder Ecke Restaurants und Cafés, großteils mit englischer Speisekarte, und die ganze Stadt ist voll mit Souvenirgeschäften mit billig wirkender Ware und aggressiven Verkäufern – das haben wir so in Kolumbien bisher noch nicht erlebt. Alles in allem empfanden wir Salento ein bisschen wie eine Touristenblase, zu sehr gehypt und überlaufen, als dass es noch authentisch wirken kann. Da hat uns z.B. das Dorf Jardin viel besser gefallen, da es einerseits vom Erscheinungsbild viel ansprechender war und andererseits auch von der Atmosphäre viel entspannter und freundlicher auf uns wirkte.

Warum wir trotzdem einen Besuch empfehlen?

Salento liegt im Kaffeedreieck (eje cafetero) Kolumbiens, welches sich neben der Produktion von hochqualitativem Kaffee durch traumhafte Landschaften auszeichnet. So liegt etwa eine halbe Jeep-Stunde entfernt das Cocora Tal, welches wirklich schön war! Es gibt dort verschieden lange Rundgänge durch das Tal und da wir früh dran waren, haben wir uns für die längere, etwa 4 Stunden dauernde Wanderung entschieden. Dabei sind wir zuerst einen teils reißenden Fluss entlang gegangen, den wir auch sechsmal mit Hilfe von Hängebrücken überquert haben. Danach sind wir beim sehr steilen Aufstieg zur Finca La Montaña ordentlich ins Schwitzen gekommen. Dort haben uns dann aber der fantastische Ausblick über das Tal sowie das bunte Gewirr von Schmetterlingen und Kolibris belohnt.

Von da an ging es dann nur mehr bergab, einem Feldweg folgend, vorbei an einigen Aussichtspunkten, wo wir die ersten „Riesen“ aus der Ferne bewundern konnten. Diese riesigen Quindio-Wachspalmen werden bis zu 60 Meter hoch und sind somit die höchsten Palmen der Welt, zudem der Nationalbaum Kolumbiens. Schon aus der Ferne haben sie groß gewirkt, aber erst beim Spazieren durch den Wachspalmenwald wurden wir uns der eigentlichen Größe der Palmen bewusst. Es ist wirklich sehr eindrucksvoll zwischen den Palmen zu sitzen und zu beobachten, wie sie sich im Wind wiegen – wir hatten irgendwie das Gefühl, dass sie die Wolken berühren. Aber am besten lassen wir da wohl Fotos sprechen:

Cocora 3

Cocora 4Cocora 7

Infos fürs Nachmachen:

  • An- und Weiterreise:
    • Von Medellin, Jardin, Cali etc. fährt man als erstes nach Pereira oder Armenia (Details Jardin nach Pereira). Von dort gehen jeweils am Terminal de Transportes regelmäßig Busse nach Salento. Kosten Pereira-Salento: 7.500 COP/Person
    • Von Salento sind wir dann für 4.500 COP/Person nach Armenia gefahren (von dort um 20.000 COP/Person weiter in die Salsa-Hauptstadt Cali), Busse von Salento nach Armenia fahren etwa alle 10-20 Minuten, nach Pereira etwas seltener.
  • Valle de Cocora:
    • Anfahrt: Vom Hauptplatz in Salento fahren regelmäßig (sobald sie voll sind) alte Jeeps, genannt Willys, ca. 30 min zum Parkplatz im Cocora Tal – wir sind bereits um 07:30 Uhr losgefahren, um den kühleren Morgen zu nutzen. Die Hin- und Rückfahrtickets kauft man vor der Abfahrt gleich in Salento um insgesamt 8.000 COP/Person. Retour fahren die Jeeps jede Stunde ab 11:30 Uhr bis etwa 17:30 Uhr.
    • Rundweg: vom Parkplatz der Straße folgend weiter ins Tal. Um den Rundweg gleich bei den Palmen zu starten, auf der Straße gerade weiter gehen. Um den Rundweg mit der Fluss-Passage zu beginnen, beim blauen Eisentor schräg gegenüber vom Parkplatz nach rechts abbiegen.
    • Rund um den Parkplatz und Startpunkt der Wanderung gibt es einige Restaurants und Geschäfte, wo man sich mit Wasser und Snacks versorgen kann.
    • Es gibt auch die Möglichkeit, dort Pferde zu leihen und einen Teil der Strecke zu reiten.
  • Essen & Trinken in Salento:
    • El Punto Vegetal (Adresse: Carrera 5 #5-58): sehr gutes, vegetarisches Mittagsmenü für 12.000 COP inklusive Saft und Suppe, aber auch sehr gute a la carte Auswahl, auch einige vegane Speisen.
    • Mojitería: nette Bar mit großer Mojito-Auswahl, Mojito de Maracuja z.B. ist sehr empfehlenswert!
    • Am Hauptplatz gibt es einige Stände, die die bekannte Troucha (Forelle) mit diversen Toppings sowie Riesen-Patacones (zum Fladen gestampfte, frittierte Kochbananen) zu guten Preisen verkaufen
  • Unsere Unterkunft in Salento haben wir über Booking.com* gebucht, dort gibt es eine wirklich große Auswahl an Hostels.

 

* Falls ihr bei Booking.com eine Buchung (Wert mind. 30 Euro) über den angegebenen Link durchführt, bekommt ihr nach der Buchung eine Gutschrift über 15 Euro. In diesem Falle bekommen wir auch ein kleines Dankeschön von der Webseite, weil wir diese Buchung empfohlen haben.

 

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